Fotografie / Architektur

Sinnliche Architektur

Fünf Anmerkungen zu Markus Koecks Architekturfotografien

Erstens
Jede Kunst aber möchte auch die neue, die eigene Welt schaffen, keine Kunst mag sich darin erschöpfen, Wirklichkeit abzubilden als das, was sie ist – bloß weil sie da ist.

Zweitens
Gerade in seinen Architekturfotografien entpuppt sich Markus Koeck als durch und durch romantischer Künstler.

Das Brockhaus-Lexikon führt zur Romantik aus: „In Literatur und Philosophie vertritt die Romantik eine Weltanschauung, die das Dasein als ewiges Werden, das Einzelne als Ausdruck eines Unendlichen ansieht. Philosophie war betont spekulativ, häufig naturphilosophisch orientiert oder schuf neue Sinnbilder und Analogien, um die unendliche Bewegung des Universums zu erfassen. Dem Un- und Unterbewusstsein des Menschen und der « Nachtseite der Natur » wurde wachsende Aufmerksamkeit zugewandt.”

Dahinter verbirgt sich das Abschiednehmen von Weltbildern und Weltanschauungen, die im Kern noch von der ursprünglichen Verbundenheit mit der Natur bestimmt waren, aber in der aufgekommenen industriellen Gesellschaft keinen Halt mehr fanden. Dieser immanente Widerspruch führte regelmäßig zu dem Vorgang, etwas quasi hymnisch zu überhöhen, bis es fragwürdig geworden war, also bereit, nun in Frage gestellt zu werden. Insofern sucht Markus Koeck im gewählten Ausschnitt den Ort, wo sich zeitgenössische Architektur selbst inszeniert. Obwohl ein originäres Produkt des Menschen ( des Architekten ), gewinnen die Bauwerke in seinen Fotografien Identität.

Drittens
Alle Arbeiten Markus Koecks begleitet der strenge Ansatz formaler Genauigkeit. Sicherlich ein Aspekt, der darin begründet liegt, dass er nicht nur Freie Kunst / Neue Medien studiert hat, sondern auch ein Produktdesign-Studium absolviert hat. Und tatsächlich könnte man mutmaßen, dass sich ( gerade ) Produkt-Design zu den Künsten verhält, wie auf der anderen Seite die Architektur sich verhält zu den Künsten. Bei beiden steht die Handhabbarkeit, die Benutzbarkeit der fertigen Arbeit im Vordergrund, die formale Gewissenhaftigkeit streng voraussetzt.

Viertens
„Unserer Erfahrung und der Bedeutung dieser Erfahrung wird durch Sprache, durch Information Ausdruck verliehen. Sehen ist nicht so einfach wie Schauen”, sagt Joseph Kosuth.

Fünftens
Die Auffassung vom Korpus eines Bauwerkes als Körper ermöglicht erst die Sinnlichkeit dieser Fotografien von Markus Koeck. Mathias Beck | Juli 2004